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The Book-Highlight of 2024, the correspondence between Heidegger and Gadamer has been published by V. Klostermann in November 2024. It covers the years 1922-1976; almost 500 pages.


I’ve been greatly enjoying reading these letters. Most of them have some reference to their respective careers. They talk about who got hired, who got shortlisted, even about salary and questions related to scholarship and funding (Heidegger helped Gadamer early on to get some kind of scholarship). But there are a few highlights among these letters, some of which I want to present here:

Heidegger to Gadamer, 8. Jan. 1944:
“daß doch wohl der verborgene Schmerz über das Unwesen des Seyns grausiger sein kann als jeder Schrecken, den mechanische Mächte in einer Nacht entfesseln.”

Gadamer to Heidegger, 11. Dec. 1944:
“Daß Sie mit Ihrem anfälligen Herzen Volkssturmeinsatz leisten mußten, daß Sie aber schließlich doch von Neubreisach wieder zurückgezogen worden seien, daß dann die für Sie so heimatliche Stadt vernichtet worden ist -….”
At least this is what Gadamer heard happened to Heidegger; no letter confirms or denies these information. Is it true? Haven’t heard the story that Heidegger was sent to the front in 1944.

Heidegger to Gadamer, 28. May 1946:
(regarding Heidegger’s teaching/job permission:)
“Die Haltung von Jaspers ist sehr seltsam.”
Heidegger is right. As we now know from documents that have been published much later, Jaspers backstabbed Heidegger. He was one of the main people responsible for withdrawing Heidegger’s right to give lectures at Freiburg-University. Heidegger handed in his resignation, was supported by French Intellectuals, and after a few years, he was allowed to teach again; I am not sure if Heidegger at any point knew that Jaspers wrote his famous assessment about him.

Heidegger to Gadamer, Freiburg 13. Jan. 1948:
“Sie wissen, daß ich den Osten nie leicht genommen habe. Aber in diesem Osten ist zugleich die industrielle Technik des Westens. Das Ganze ist mehr als die Summe von beidem. Was es ist, wissen wir nicht.”

Heidegger to Gadamer, 15. Aug. 1948:
“Ihren zweiten Vortrag über die Ursprünglichkeit der Philosophie finde ich besonders gut. Nur hängt die Sprache auch so noch zu sehr an der Sprachphilosophie. …”
“Die Selbstmörderei, die jetzt die Deutschen treiben, zum größten Gaudium der Anderen, wird nachgerade unerträglich.”

Heidegger to Gadamer, 20. May 1949:
“Könnte nicht für Husserls und meine Schülerin Fräulein Dr. Stomps, zur Zeit Köln, in Argentinien etwas gefunden werden?”

Heidegger to Gadamer, 4. Nov. 1949:
“Wenn die Universitäten jetzt auch sehr von äußeren Verhältnissen bestimmt sind und ihr eigenes Gesicht verlieren, so bleibt doch noch hier und da eine verborgene große Überlieferung wirksam, zumal dann, wenn einige kommen, die sit mit freiem Sinn und Weitblick wieder zukünftig machen.”

Heidegger to Gadamer, 10. Febr. 1952:
“Ihr neuer Kollege Löwith hat sich einen schlechten Start in Deutschland geleistet, wenigstens bei Menschen, die nicht jedes Urteil und jeden Geschmack inzwischen eingebüßt haben. Sie können Löwith bei der nächsten Gelegenheit sagen, daß ich auf seinen Besuch hier keinen Wert lege.”



Heidegger to Gadamer, 1. Oct. 1952:
“Fink gab mir neulich die Besprechung von Kuhn über die ‘Holzwege’. – Ich frage mich mehr und öfter, wozu eigentlich noch etwas von meiner jahrzehntelangen Arbeit an die Öffentlichkeit soll.”

Gadamer to Heidegger, 26. Oct 1954:
“Ihr Denken ist in allen Heutigen wirksam, freilich allemeistens, wie mir scheint, in totaler Verkehrung des Sinnes. Aber doch so, daß niemand, den Sie einlüden, anders als als ein mehr oder minder empfänglicher Schüler da wäre. Das ist nicht ganz, was Sie suchen, aber die notwendige Folge dessen, daß Sie weiter vorausgegangen sind, als daß es andere geben könnte als solche, die nachgehen (oder sich sträuben, überhaupt zu gehen). Das mag für Sie etwas Schmerzliches haben, aber es ist der schlichte Ausdruck Ihres Übergewichts.”

Gadamer to Heidegger, 30. March 1956:
“Deutsche Universitäten sind durch nichts so bestechlich wie durch materielle Gesichtspunkte.”
“Ich muß auch gestehen, daß ich von der Substanzlosigkeit aller unserer ‘Heimgekehrten’ reichlich genug habe.”

Heidegger to Gadamer, 12. Oct. 1956:
“Neulich schickte mir Ihr Schüler Dr. Wieland seine Schellingarbeit. Ich konnte nur erst hineinsehen, so wie in die Arbeiten von Henrich – beides gründliche Sachen; ich lasse den Verfassern voerst durch Sie danken.”

Heidegger to Gadamer, 25. May 1958:
“Es wird immer ratsamer, das Eigentliche zwar nicht fahren zu lassen, wohl dagegen zurückzuhalten. Ich möchte Ihnen damit keinen billigen Trost geben; den brauchen Sie nicht. Sie haben die Meisterschaft des Lehrens -; und dies ist das Bestimmende, wenn es auch weithin im Unscheinbaren bleibt. – Die uneingestandene Angst vor dem Denken ‘lenkt’ den ziel- und hemmunslosen Wissenschaftsbetrieb an den Universitäten.

Heidegger to Gadamer, 22. Aug. 1962:
“Woehr die Flucht der Jungen in die Logik und in die bloße Gelehrsamkeit? Beide verschaffen den Anschein einer Überlegenheit, jene herrscht vermeintlich über das Denken, diese erlaubt die Berichtigung von Fehlern. Beide erlecihtern beim nötigen Fleiß die Produktion. Bücher über Bücher – und nirgends auch nur sechzig Seiten, die eine echte Unruhe in das Denken brächten.”

Heidegger to Gadamer, 14. Oct. 1964:
“Ihr Gedenken zu meinem Geburtstag war eine besondere, große Freude. Ihr Aufsatz in der ‘Frankfurter Allgemeinein’ ist unter allen Äußerungen die schönste und – die wirksamste – ein echtes Dokument. Eine solche Darstellung kann nur aus langem eigenen Vor- und Zurückdenken entspringen. Dennoch frage ich mich anch wiederholtem Lesen, wie Sie das machen. Aber Sie ‘machen’ es nicht, daß im Gesagten so stark das Atmosphärische spricht. Vermutlich liegt es an unserem verwandten Verhältnis zum Dichterischen und daran, daß Sie auf Ihre Weise meinen Weg mitgegangen sind und im Gespräch mit den Griechen zu denken vermögen.”

“Ja, die ‘Sprachnot’ und, wie Sie noch weiterdenken: ‘die Vergessenheit der Sprachnot’. Doch um diese zu erfahren, müssen wir von einem ZU-Sagenden bedrängt sein – wie aber das hörende SEhen dafür wecken, oder auch nur ein solches Wecken vorbereiten?”

“Es ist ein einsamer Weg. Ich meine damit nicht sentimental etwas Persönliches, klage auch nicht über Mißverständnisse – sondern denke an das Rätselhafte der Frage nach dem Sein als Sein und daran, daß es in der Sprache spricht als das immer Ungesprochene. Wie dann noch, Es denkend, Es sagen? Gelangen wir mit diesem Ungesprochenen, besser vor ihm, vor den Ursprung der Sprache, der Jenes ist, was das Denken in seine Grenzen, d.h. in sein Eigenes verweist und zurückweist und einkehren läßt? Also inmitten der phnatastischen Ausgestaltung des rechnenden Denkens durch die informatorische Kybernetik die ganze andere Besinnung auf die Sage, ein Versuch, der von einer Sprachphilosophie gleichweit entfernt ist wie von einer Verabsolutierung der Sprache zur Ursubstanz ?-“

Über Dr. Sinn
“Das ist eine hervorragende Leistung, der erste ernsthafte und eindringende Versuch einer Auseinandersetzung mit meinen späteren Schriften, philosophisch gründlicher als die anderes gerichtete Darstellung von Pöggeler.”

“Ihnen, lieber Gadamer, noch einmal ein herzlich-freundschaftlicher Dank für Ihr Mitdenken.”

Heidegger to Gadamer, 29. Jan. 1966:
“Dialektik kann man bis zu einer gewissen Grenze lernen. Dagegen läßt sich das phänomenologische Denken nie, nicht einmal bis zu einer gewissen Grenze, lernen. Denn es verlangt, daß der Bezug zur Sache und die Bestimmung dieser ständig neu geprüft, daß der Denkende selbst unablässig neu über sein Verhältnis zur Sache und damit über sein Verhältnis zu seinem Denken erprüft wird. All dies zu Prüfende aber ist für die Funktionsfähigkeit der Dialektik schon entschieden und festgefügt.
Solches Prüfen, das kritischer ist als jede Kritik, weil sie die denkende EK-sistenz ständig aufs Spiel setzen muß, hlaten nur wenige aus von den Wenigen, die sich jemals dahin wagen. Und diese Unruhe des Prüfens hat ihre Gelassenheit in einer eigentümlichen Stille, dessen Geläut jenes sehende Hören vernimmt, darin sich das Denken aufhält, für das die Zeit nicht verrinnt, sondern steht als ‘reißende’.”

Heidegger to Gadamer, 19. Febr. 1966:
“Ich habe weder in einem Privatbrief noch in einer von mir gezeichneten amtlichen Anordnung Husserl das Betreten der Universität verboten. Fink, der in jener Zeit täglich bei Husserl war, kann dies jederzeit bezeugen. Die Beziehungen zu Husserl wurden nicht von meiner Seite abgebrochen. Jaspers, den ich im Sommesemester 33 in Heidelberg besuchte, hat mir, solange er publizieren konnte, seine Bücher mit ‘herzlichen Grüßen’ geschickt.”
“Die Aussagen von Frau Cassirer über Davos sind durch Karl Reinhardt und Szilasi längst widerlegt. Aber d ie Machenschaften werden weiter gehen.”

“Zu fragen wäre, ob die heute im beschleunigten Gang befindliche Umbildung ‘der Wissenschaft’ zur organisierten technischen Information und Sicherung der Industriegesellschaft nicht eine weit radikalere Bedrohung des Menschen darstellt, als die zum Teil naiven und an der Oberfläche gebliebenen nationalsozialistischen ‘Wissenschaftstheorien’.”

Heidegger to Gadamer, 10. June 1966:
“Meine Zahn-Geschichte, die Mißform einer unerheblichen ‘Seinsgeschichte’, ist langwierig und lästig.” haha

Gadamer to Heidegger: 30. June 1966:
“Denn Pöggeler: ‘Die Architektur und das Schöne’ war sehr schwach. Alles nur angetippt und in etwas schwächlicher Heidegger-Imitation durchgeführt. Es hat mir deutlich Pöggelers Schwächen gezeigt. Was er bot, war gefälliger (und deshalb: nicht gefallender) Journalismus.”

Im selben Brief:
“Dagegen war Tugendhat sehr überzeugend. Bei ihm täuscht man sich zunächst ähnlich, wie ehedem bei Löwith. Der Wirkungsinstinkt der Rasse ist auch in diesem Fall von triumphaler Sicherheit gewesen. Aber zum Glück war nicht nur die Inszenierung von virtuoser Sicherheit – sein Versuch, die moderne Sprachanalytik gegen die naiven Dogmatiker des Neopositivismus á la Carnap auszuspielen, war gediegen und spekulativ -, daß er in der Selbstabgrenzung gegenüber Heidegger Sie entwas verkürzte und sein ‘Eigenes’ kaum über das bei Ihnen zu Lesende hinausbwegte, gehört wohl zu den unvermeidlichen Abblendungen des Anfängers.”
What a wonderful assessment of the young Tugendhat.

Heidegger to Gadamer, 7. Dec. 1968:
“In den ‘Husserliana’ (d.h. Husserl-Texten) kann ich mit dem besten Willen nicht mehr lesen – schon gar nicht in der ‘Krisis’-Abhandlung, wo Husserl sich mit Sachen abquält, die für ihn nie ‘Phänomene’ werden konnten. Im Grund behält er seinen Stil und wird zugleich von ihm zugetragenen Sachen und Auseinandersezzungen bedrängt – schmerzlich, diese Verwirrung.”

A wonderful letter by Gadamer to Heidegger, after his retirement (Emeritierung) in 1969 that people should read in length.

“Hochverehrter Freund!

Mehr als 45 Jahre sind es her, daß ich bei Ihnen zu lernen begann, und es ist ein wunderbares Glück, daß ich noch immer lernen darf. Ich suchte in Ihnen den Lehrer, der mich zu meinen Möglichkeiten entwickeln könnte, seit ich jenes Manuskript über die hermeneutische Situation der Aristoteles-Interpretation durch die Güte Paul Natorps, meines Marburger Lehrers, in die Hand bekommen hatte, von dem ich wenig mehr verstand als das Wesentliche: daß ich neu anfangen müsse zu lernen.

Kameradschaftliche Hilfe des jungen Lehrers gegenüber dem Jüngeren, aber bald auch die doppelte Strenge eines großen Maßstabs, der vor uns allen aufgerichtet wurde, und der Kritik an den Leistungen des Jüngeren ließen mich endlich die lange Lehrzeit beginnen, an der ich festhalte bis heute, so gut ich kann.
Man konnte es am Vorbild lernen. Wie Sie an Aristoteles und Platon, an Kant und Hegel nicht Kritik übten, sondern Wahrheiten wiedererkannten, wies mir den Weg, auf dem ich geblieben bin. Damals wußte ich noch nicht, daß auch Ihr Denken am Anspruch der großen Dichtung im Geheimen Maß genommen hatte. Seit mir das klar wurde, wußte ich mich sicher, daß ich eines Tages aus dem Schüler ein Weggenosse werden würde – auf einem Wege, auf dem wir alle die Schüler bleiben. So wuchs das Gemeinsame und am Ende die Freundschaft des Alters, derer sie mich würdigen und die sich mit der alten Bewunderung und Verehrung zu Dank und Gruß vereinigt.
Ihr
Hans-Georg Gadamer”

Heidegger to Gadamer, 21. Nov. 1970:
“Sein ereignet sich nicht, sondern: Er-eignis gibt und schickt, sich selber noch als solches entziehend, Anwesenheit des Anwesenden in ihren Epochen.”



Heidegger to Gadamer, 30. March 1971:
“Ich weiß nicht, was unheimlicher ist, die Verelendung der Sprache selbst oder ihre Bedrohung durch den Computer und – die wissenschaftliche Poetologie.”

Gadamer to Heidegger, 19. June 1971:
“Ihr Glückwunsch zum Pour la mérite hat mich sehr bewegt. Uverkennbar der Alte, der Sie mir ein Leben lang waren – jede Bestätigung und Bejahung in neue Forderung wandelnd. Mir konnte von jeher nichts Besseres geschehen als solches.
Ich brauche wohl nicht zu sagen, daß ich mir dessen völlig bewußt bin, als Ihr Stellvertreter diese Ehre empfangen zu haben. Nicht in jenem allgemeinen Sinne allein, in dem man seinem Lehrer Dank schuldet, sondern in dem ganz besonderen, daß ich eben das für alle Wissenden bin -, und ich weiß auch recht gut, daß gerade meine Neigung zur Moderation, eine letzte, fast bis zum (hermeneutischen) Prinzip erhobene Unentschiedenheit mich eingängig und zulässig macht, wo Ihr originaler Einsatz unzugänglich ist und als unzulässig gilt. “

Heidegger to Gadamer, 2. Dec. 1971:
“Wenn Oskar Becker noch lebte … könnte er bezeugen, daß ich bereits 1922 von der ‘Reluzenz’ im Dasein sprach. Das Wort möchte anderes sagen als die Reflexion als Akt des Bewußtseins – nämlich das Zurückscheinen des Anwesens auf das und im Dasein. Dies gehöert zu der in der ersten Marburger Vorlesung versuchten Descartes-Kritik.”

“Dieses Erfahren der Aletheia ist der Schritt zurück zum ‘Ältesten des Alten’ (Vgl. ‘Aus der Erfahrung des Denkens’, S. 19), die Einkehr in den ‘anderen Anfang’, d.h. in den einen und selben einzigen Anfang des abendländisch-europäischen Denkens, aber dieser Anfang in anderer Weise gedacht. “

“Ich weiß selber noch nicht hinreichend deutlich, wie meine ‘Position’ gegenüber Hegel zu bestimmen ist – als ‘Gegenposition’ wäre zu wenig; die ‘Positions’-Bestimmung hängt mit der Frage nach dem Geheimnis des ‘Anfangs’ zusammen; sie ist weit schwieriger, weil einfacher, als die Erläuterung, die Hegel darüber gibt vor dem Beginn der ‘Bewegung’ in seiner ‘Logik’.”

Heidegger to Gadamer, 29. Febr. 1972:
“Die nähere Bestimmung der Hermeneutik drängt jedoch zugleich in die Frage, ob und auf welche Weise der eigentümlich universale Anspruch der Informatik als ein im äußersten Maße defizienter Modus der ‘Verständigung’ in Hermeneutik zurückgeholt werden kann.

“Weshalb bleibt das Denken notwendig in der Sprach-Not der Wortfindung?
Vermutlich, weil das Sagen des Denkens das Sein (eher noch die Differenz zum Seienden) zu sagen hat, die jeweilige geschickliche Sprache jedoch selbstvergessen das Seiende an- und ausspricht. Das Wort ist auf die Sage des Seienden gestimmt. Aber sie vermag auch wiederum nur so zu sprechen, wiel sie aus der Lichtung des Seins spricht, sprechend sogar dieses nennt. Doch wie rätselhaft sind die Namen dieses Nennens. Wie ist es mit der Hermeneutik solcher Namen?”

Heidegger schreibt an Gadamer (1972): “Hegels Aufsatz ‘Wer denkt abstrakt?’ müßte heute noch einmal neu geschrieben werden gegen die herrschende allen Geist verödende Angst vor dem ‘Abstrakten’, d.h. vor dem im Sinne Hegels ‘Konkreten’.”

Gadamer to Heidegger, 23. May 1973:
“Aber als ‘Begründer der hermeneutischen Philosophie’ fühle ich mich gar nicht und bin froh, daß der ganze Rummel mit der Hermeneutik mich in die Rolle des Alten gedrängt hat, der mit den aktuellen Problemen wegen seines romantischen Gemüts nicht mehr recht mitkommt. In Wahrheit ist mein eigener Denkversuch – ob wirklich durch Paul Natorp vorgeprägt, und nicht viel mehr durch die transzendentalphilosophische Selbstinterpretation, die Sie selber anfangs nahelegten? – durch Ihr späteres Denken, durch beständige Nähe zur Dichtung, die ich von früh an hielt, und durch Platon bestimmt, und ich bin mir dessen sehr bewußt, daß mich mein eigenes ‘hermeneutisches’ Talent und die Dürftigkeit meiner begrifflichen Mittel stets in der Gefahr halten, vor der eigentlichen Frage, die mir durch Sie aufging, auszuweichen. Wenigstens aber verdanke ich den Anstößen, die Sie mir gaben, daß ich lesen lernte, und das ist nichts anderes als mit-denken bis zur vollen Anverwandlung.”

“Die neue Gelenkigkeit, mit der die jungen Leute Denkspiele spielen, ließ die Beharrlichkeit Ihres Fragens jedem Empfänglichen zum Appell werden.”

Heidegger to Gadamer, 20. July 1973:
“Und dann das Celan-Bändchen. Es ist der zweite große Band – der vollziehende – zu ‘Wahrheit und Methode’. Ich habe es erst nur angelesen, noch nicht angeeignet. Es zeigt, daß in der Literaturwissenschaft alle Forschung zwar notwendig, aber niemals hinreichend ist. Ich habe noch keinen Namen für das, was Sie damit geschaffen haben; denn es ist weder nur Interpretation noch nur Kommentar.
Sie haben einen Bereich des Gesprächs mit der Dichtung (und der Kunst im Ganzen) gestiftet. Dies läßt sich nicht nachmachen, so wenig wie die Gedichte selbst.”
… “Einen besonderen Gruß von meiner Frau, die das Celan-Buch mit großem Interesse liest.”

Gadamer to Heidegger, 25. March 1974:
About Husserl: “Im Grunde ein tragisches Schauspiel – ein genialer Analytiker, dessen zusammenfassende Kraft verhängnisvoll hinter seinen analytischen Energien zurückblieb und dieses martervolle Entwerfen immer neuer Programme zur Folge hatte.”

Heidegger to Gadamer, 18. November 1974:
“Bei dieser Gelegenheit muß ich Ihnen erneut versichern, daß Ihrer ‘hermeneutischen Philosophie’ für die Rettung der Srpache eine grundlegende Bedeutung zukommt. Sie ist über dies bis heute die einzige produktive Auseinandersetzung mit ‘Sein und Zeit’; freilich nur in einer bestimmten Richtung. Eine Förderung der ‘Seinsfrage’ erhoffe ich jedoch von Ihrem ‘Plato’ -, zu dem Sie jetzt durch Ihren Akademievortrag über den ‘timaios’ einen weiteren Baustein geliefert haben. …
“Weltalter der Information”

“Nebenbei: das Gezappel des Geredes über die ‘Interdisziplinarität’ ist kaum zu ertragen: ich fürchte, die Disziplin, d.h. hier die Zucht des strengen Denkens, geht bei diesen Bestrebungen verloren. Aber man fühlt sich offensichtlich wohl dabei; die Sache des Denkens macht einem be idiesen Formalismen mehr zu schaffen.”

Gadamer to Heidegger, 29. Nov. 1974:
“Auch ich hoffe, daß ich am Plato noch etwas zu sagen lerne, was mir durch Ihren Einsatz aufgegeben ist.”


Heidegger to Gadamer 7. Febr. 1975:
About the famous Heidegger-Gadamer Hütte Picture:
“Das Bild spricht aus ihm selbst. Es kann zu diesem Tag in dem gezeigten Hin und Her der Bewegung als Sinnbild der Zwiesprache gelten – freilich nicht insofern wir durch die Bewegung etwas zerkleinern, sondern – im Gespräch bleibend – versuchen, uns an das Große zu halten, das zu groß ist für unsere Wagnisse, dem Denken ein Wegfeld offenzuhalten auf die Gefahr, daß die Fragen ungehört bleiben.”


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By AIprism

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